Erfahrungsberichte
Ihr Lieben,
ich bin jetzt ein fast 58 Jahre alter Sachse aus dem Zwickauer Raum und ein zufriedener verheirateter 2-facher Opi.
Ich möchte hier an dieser Stelle meinen Weg von einem knapp 178 kg wiegenden dicken Menschen (mit einem
BMI von 54) zum, Jetzigen im Januar 2015 mit 92 kg/BMI von 28 (selbst wohlfühlenden) „Normalgewichtigen“ schildern.
Diese Zeilen schreibe ich denjenigen, die zwar willig sind an Körpergewicht abzunehmen, schon viele konventionelle Versuche gestartet haben, aber bisher immer wieder hinter dem Herrn JoJo der zweite Sieger waren.
Eventuell kann ich hier einen kleinen Beitrag in der Entscheidungsfindung (an Hand meines Beispiels) leisten, und den Unentschlossenen (ob…… oder ob nicht…..), welchen von den Ärzten zu einer Operation geraten wurden, ein wenig Mut machen.
Mein erstes Gespräch hatte ich im Oktober 2011 im KH des SRH Waldklinikum Gera mit der Frau Dr. Stroh.
Zum o.g. Zeitpunkt ist es mir, seit der Terminbeantragung für dieses Gespräch im Sommer 2011, gelungen mittels Hunger und schlechter Laune 6 kg abzunehmen.
Nach einem ausgiebigen Gespräch machte mir die Frau Doktor deutlich, dass ich nie auf herkömmliche Art ein für mich dauerhaftes, gesundes Körpergewicht kommen werde. Nach außen sah ich dies zwar ein, aber irgendwie wollte ich es der Ärztin beweisen, „ich schaffe es trotzdem ohne an mir „rumschnippeln“ zu lassen“.
Und so „unterwarf“ ich mich der Ernährungsberaterin des Klinikums.
Dies brachte mir ein, dass ich stetig mein Gewicht nochmal um 17 kg reduzieren konnte, so dass ich im Februar 2012 nur noch ein Gewicht von 155 kg auf der Waage ablesen konnte, jetzt kam der Gedanke und die Frage auf: „Schaffst du das auch ohne OP?
Theoretisch könnte man denken: „Na siehst Du, geht doch!!“
Aber in dieser Zeit wurde mir auch klar, dass ich das nicht auf die Dauer durchhalte. Denn wenn die ganze Sache richtig Sinn machen soll (damit sie meiner Gesundheit dienlich ist), dann müssen noch einmal mindestens 40 kg weg. Dieser Gedanke trieb mir einen panischen Angstschweiß ins Gesicht. Und hier wurde mir bewusst: Soviel noch abnehmen ….das schaffst du eventuell?......., aber das dann auch dauerhaft halten?........“niemals“.
Spätestens jetzt wusste ich, dass ich konventionell nie auf ein vertretbares Körpergewicht kommen werde.
Es machte sich bei mir die Angst breit, meinen 60. Geburtstag nicht zu erleben.
Der Schlauchmagen wurde von der Oberärztin im KH empfohlen. Dieser Empfehlung habe ich geglaubt und es bis jetzt, 3 Jahre nach der Operation nicht bereut. Ich habe mich gewichtsmäßig fast halbiert, meinen Gesundheitszustand möchte ich als, dem Alter angepasst, stabil einschätzen. Mir geht es mit meinem jetzigen Gewicht ausgezeichnet, ich fühle mich pudelwohl.
Ich bin mir sehr sicher, dass ich mit der erforderlichen Disziplin mein Gewicht mit einem kleinen „Plus“ und dann auch mal mit einem kleinen „Minus“ so halten kann. Dass das ein lebenslanger Kampf (auch mit einer Operation) sein wird, bin ich mir völlig im Klaren und darüber sollte sich auch jeder Abnahmewillige bewusst sein. Jetzt sind seit meiner Operation ca. 3 Jahre ins Land gegangen.
Aus diesem Grund eine Gegenüberstellung meiner Situation im Sommer 2011 und der jetzigen 3,5 Jahre später:
Sommer 2011 | Januar 2015 | |
Gewicht/BMI:
Krankheiten: | 178 kg /54
- Blutdruck mit einer Handvoll blutdrucksenkender Mittel täglich, selten unter 200 zu 100
- Dauerhafte Schmerzen im Knie, Hüften und im Rücken nur mir Schmerzmittel zu ertragen
- Schlafapnoe (schlafen nur mit Maske) | 92 kg/28
- mit einer kleinen Tablette, 135 zu 60
- nach einer Knie OP ohne Medikamente 100% schmerzfrei
- seit Dezember 2012 keine Maske mehr |
Wohlbefinden: | - wegen der mangelnden Kondition und der Gelenkschmerzen waren 200 Meter (am Stück) zu Fuß nicht möglich
- ständiges Suchen nach Sitz- oder Festhaltemöglichkeiten
- Bei kleinster Bewegung Kurzatmigkeit und Schweißausbrüche | - mehrere Kilometer wandern oder auch Spaziergänge machen mir Freude, sowie andere Sportarten, z.B.: Schwimmen
- nach einem Belastungs- EKG im Jahr 2014 wurde mir vom Kardiologen für mein Alter eine überdurchschnittliche Belastbarkeit bescheinigt. |
Wenn man das so gegenüberstellt und vergleicht, dann ist das schon eine geniale Veränderung, oder?
Ich möchte jedoch nicht verheimlichen, dass der Weg nicht auch mit einer ganzen Reihe von Stolpersteinen und Schwierigkeiten behaftet war, die aber mit etwas Willen gemeistert werden konnten.
Ohne diese weiter auszubreiten oder zu polemisieren (denn was ist schon leicht im Leben?),
will ich einige nur benennen:
Da gab es z.B. plötzlich depressive Phasen, welche ich vorher als „Dicker“ nie hatte, ich hatte Stoffwechsel- und Kreislaufprobleme. Das Neuerlernen des Essens gestaltete sich anfangs als sehr schwierig. Und schwer war auch zu verstehen, dass jeder im Freundes- Kollegen und Familienkreis, der mich längere Zeit nicht gesehen hatte und über mein neues Erscheinungsbild „entzückt“ war, überhaupt kein Verständnis zeigte, wenn ich sagte, es ginge mir nicht gut.
Die Frage: „wie geht’s“ wurde meist von den Fragestellern gleich selbst beantwortet. „Du hast gut abgenommen, du siehst gut aus, dir geht’s jetzt auch gut!!!“
Und mir ging es so richtig schlecht
Einzig und allein meine Frau wusste, dass nicht alles Gold war, was da so glänzte. Aus diesem Grund suchte ich nach sogenannten Leidensgenossen und fand diese in unserer „Adipositas-Selbsthilfegruppe“, in der ich die moralische Unterstützung, wie sie nur von „Betroffenen“ gegeben werden kann, erfahren konnte.
Als Mitglied dieser Gruppe versuche ich jetzt, wenn es meine Zeit erlaubt, auch im Rahmen des Patientenseminars meine Erfahrungen und Erkenntnisse zur Unterstützung unseres Adipositaszentrums einen klitzekleinen Beitrag zu leisten und mich somit bei allen, welche mir zu meinem jetzigen Leben behilflich waren, zu danken.
Es ist durchaus möglich, dass einige von euch, welche an den Patientenseminaren des Geraer Adipositasreferenzzentrums bereits teilgenommen haben und ich da auch anwesend war, den oben beschriebenen Weg schon einmal von mir gehört haben. Darüber würde ich mich sehr freuen. Denn das würde mir zeigen, dass ihr euch auch nach dem Seminar noch mit uns und somit auch mit euch beschäftigt.
Unsere Treffen in der SHG (hier meine ich ins Besondere unseren Zwickauer Stammtisch) sind ausgesprochen angenehme Veranstaltungen. Stellt euch das bloß nicht so vor:
Alle sitzen im Kreis und erzählen: „ich habe da ein Problem“
Nein, nein!! Unsere Zusammenkünfte sind sehr aufgelockert, es gibt oft auch viel zu lachen, da wir uns zum Stammtisch in einer Gaststätte treffen, wo auch gemeinsam gegessen und ab und an mal ein Wein oder ein Cocktail getrunken wird. Oftmals sind auch die Lebenspartner mit dabei.
Übrigens, wir freuen uns über jedes Mitglied.
Ich wünsche allen im Kampf gegen die Kilos Kraft und Durchhaltevermögen, sowie alles Glück der Welt.
Euer Gert G.
1-Jahres-Jubiläum von Silvio
Genau heute vor einem Jahr begann die bis dato spannendste Reise meines Lebens….
Am 28. Januar 2015 startete für mich das Projekt „Restart My Life“….. Ein „Neustart in ein ‚anderes‘ Leben“…..
Oder besser ein „Neustart in ein ‚leichteres‘ Leben“ (leichter im Sinne von Körpergewicht)….
Es sollte eine aufregende Reise werden… so war es geplant…. Dass sie länger dauern würde…. war auch klar…..
Dass sie so rasant und turbulent sein wird - nicht unbedingt…..
Es begann mit 40 Tagen voller Entbehrungen…. Alles, was man bis dahin gerne hatte… Nudeln, Kartoffeln, Wurst und letztendlich Brot….. war tabu…..
Stattdessen gab es Eiweißshakes in rauhen Mengen, einmal am Tag ein bisschen Gemüse und eine Handvoll Hühnerfleisch….. Das wars…..
Vor dem Start dachte ich… Das geht nicht…. Mit der Menge kann man nicht überleben…. Nein nie niemals nicht….
Aber es kam anders…. Man kann….. Man kann mit einer Handvoll Nahrung überleben… Sehr gut sogar…. Das habe ich in diesen ersten knapp sechs Wochen gelernt….
Ziel war es in den 40 Tagen 21 Kilo anzunehmen…. Letztendlich wurden es sogar 25 Kilo in der Zeit….. Zeitweise habe ich sogar weniger gegessen als vorgesehen war…
Komisch aber es hat mir nichts gefehlt….
Die 40 Tage Vorbereitung waren um…. Ich bezog mein schickes Doppelzimmer im 4. Stock des Evangelischen Krankenhaus in Zweibrücken.
Und dann hatte ich einen Tag später meinen zweiten Geburtstag, also eigentlich war es ja nicht „mein“ Geburtstag, sondern eher die Geburt von „Otto“….. Meinem neuen „Freund“, der mich seit 10. März 2015 auf Schritt und Tritt begleitet…
Gut es bleibt ihm nichts anderes übrig, da er untrennbar mit mir verbunden ist und das solange, „bis dass der Tod uns scheiden wird“….
„Otto“ ist mein Schlauchmagen, der mir vom Team von Dr. Birk in einer laparoskopischen Operation angelegt wurde.
Das sagt jetzt nicht jedem was….. Bei einem Schlauchmagen werden ca. 90% des ursprünglichen Magens irreversibel entfernt und der verbleibende Rest hat eine schlauchartige Form.
Vom Volumen fasst er in etwa das einer Banane….Klingt krass….ist es im Prinzip auch…. Aber auch damit kann man wunderbar leben…..
Sinn und Zweck ist, daß der Magen nach kürzester Zeit „voll“ ist und dem Hirn (sofern noch vorhanden) den Zustand „satt“ triggert…..
Nach einer Woche Krankenhaus wurde ich entlassen und nach weiteren zwei Wochen ging ich schon wieder zur Arbeit….
Die ersten Wochen waren hart…. Keine feste Nahrung…. Nur flüssig….Suppe… bis sie einem aus den Ohren kommt….. Pudding bis zum Overkill und Wasser…..Stilles Wasser…..
Kohlensäure geht nicht….. bei manchen nie mehr…. Bei anderen - wie bei mir - nur anfangs nicht….. Das Gas kann ja erstmal nirgendwo hin ….. Ein Gefühl, als wenn man platzen muss….
Und glaubt mir…. Nach einem in Ungedanken getätigten Schluck Blubberwasser Marke Gerolsteiner…. Da hüpfst Du aber im „dreimalauf“ durch die Wohnung, weil Du Schmerzen hast ohne Ende…
Bis die Scheiß Kohlensäure endlich raus iss …
Gut das mit der festen Nahrung, die ja eigentlich verboten ist, war so ne Sache….. am 19. Tag Post OP….. bin ich „rein zufällig“ bei einem Mexikaner gelandet…..
Dort stellte ich fest…. Ich muss wohl einen Stahlmagen haben…. Weil Hühnerfleisch ging erstaunlich gut….. Und….. Es war sooooooo gut
Das schönste war nach 4 Wochen Post OP….. Meine erste Scheibe Brot…. Nach fast 11 Wochen…. So was leckeres gab es lange nicht…..
Die nachfolgenden Wochen waren hart….. Ich habe in drei Monaten ***SORRY JETZT WIRD ES UNSCHÖN**** öfter erbrochen als in den kompletten fast 42 Jahren zuvor….
Bis der Kopf geschnallt hat, daß „Magen voll“ auch wirklich „Magen voll“ heisst….. Dauert eine Zeit lang…..
Alles, was danach die Speiseröhre runter kommt, staut sich in dieser…. Und das mag die nicht….. Also kommt unweigerlich der Befehl „Raus damit, wo es herkam……“
Aber wenn der Kopf es geschnallt hat….. Läuft es wie (Achtung Wortspiel) „geschnitten Brot“….
Es kam eine noch härtere Zeit…. Die letzten Wochen, die ich mit meinem todkranken Vater teilen durfte…. Er war so stolz als ich Ende Mai 2015 die ersten 50 Kilo weghatte…. Stolz wie Bolle war er…
Hat es jedem erzählt, der ihn besucht hatte….. Leider hat er die nachfolgenden Kilos, die verschwunden sind, nicht mehr erleben dürfen…. Aber ich bin mir sicher, daß er immer noch ein
Auge auf mich hat und dort, wo er jetzt ist, immer noch jedem davon erzählen wird…..
Seit Herbst ging und geht es dann wesentlich langsamer…..
Gut in dem Tempo wie davor….6-8 Kilo pro Monat…. Das muss man sich auch mal vorstellen, was das bedeutet… das konnte in der Geschwindigkeit ja auch nicht weiter gehen……
Selbst über Weihnachten kam so gut wie nichts drauf… obwohl ich echt geschlemmt habe……
Heute am 28. Januar 2016 sind nun exakt 86 Kilo runter……
Ich rechne mal schnell um…. Das sind 344 Pakete Markenbutter… Also quasi ein kleiner Butterberg…….
Bis Silvester sollten die eigentlich schon weg sein…. Aber dass das nicht ganz hingehauen hat…..damit kann ich jetzt sehr sehr gut leben…..
Ziel ist jetzt bis in den Herbst diesen Jahres auf insgesamt 100 Kilo Gewichtsabnahme (also 400 Pakete Butter) zu kommen…. Das ist für meine Begriffe recht realistisch und mein erklärtes Ziel….
Alles was darüber hinaus noch geht….. nehme ich mit…….Tschaka ….. das schaffe ich…..
Es ist tatsächlich ein großer Schritt diese OP zu machen.... Ich hatte früher schon mal an ähnlicher Stelle hier gepostet, dass es die Bereitschaft war, "einen Weg zu gehen, auf dem es ohne wenn und aber kein 'zurück' mehr gibt" .... Ich habe auch einige Zeit gebraucht, ihn zu wagen..... Aber zurückblickend kann ich nur zwei Dinge festhalten....
1. Es war mit die beste Entscheidung meines Lebens....
2. Es war leider ein Fehler so lange damit zu warten....
Aber es ist gut so wie es jetzt ist und aus Fehlern lernt man ja bekanntlich
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